Annaz
Fortschrittlich
(Oktober 2024) Was sich im Herbst letzten Jahres so zaghaft abzeichnete, setzte sich dieses Jahr mit großen Schritten fort! Annaz und ich waren auf vielen Ritten alleine unterwegs im Wald und ich genoss voller Stolz meine zunehmende Sicherheit dabei. Weder unseren Weg kreuzende Eichhörnchen noch raschelnde Laubhaufen brachten mich trotz kleiner „Schreckhüpfer“ aus dem Gleichgewicht und ich fühlte mich zunehmend verbunden mit ihm, sowohl reiterlich als auch mental.
Diese Entwicklung hatte ich mir so sehr gewünscht und ich schwebte buchstäblich auf „Wolke 7“! Unsere Galoppaden im Wald waren tatsächlich zur SELBSTVERSTÄNDLICHKEIT geworden. Unsere Kondition nahm zu und mein anfänglich schon nach kurzen Strecken erschöpftes Schnaufen war einem „seligen Durchatmen“ gewichen! Fehlte nur noch eine Hürde, nämlich der Galopp in unserer kleinen Reitbahn. Annaz mit seinen 1,60 m Größe muss da schon gehörig gut ausbalanciert sein, um sich mit mir oben drauf gut um die Kurven zu bringen. Lange fehlte von meiner Seite aus der letztlich überzeugende Impuls ihn zum anspringen zu bewegen.
Und dann gelang auch DAS irgendwann! JUHU!
Ende April fuhren wir wieder zum „Hanna Engström Kurs“ an unseren alten Stall nach Malsch. Annaz und ich hatten in den letzten Monaten so viel erarbeitet, dass ich mächtig stolz auf uns beide war. Nun würde sich aber zeigen, ob wir das auch in einer großen Reitbahn, in der es wieder viele Möglichkeiten für Annaz geben würde, SEIN DING zu machen, „bewerkstelligen“ würden! Am Donnerstag vor Kursbeginn nahm ich all meinen Mut zusammen und stellte mich der“ Herausforderung“.
Wir gingen alleine in die Bahn und Annaz zeigte sich im Schritt durchaus gewillt MEINEN Vorschlägen zu folgen!
Das funktionierte ja schon mal prima und machte mich richtig „forsch“ ! Warum sollte das Antraben nicht genauso gut klappen……?
Annaz verfiel aber sofort wieder in sein altes Muster und zeigte „Führungsqualitäten“ nach altbewährtem Muster: durchstarten und ab in die nächste Ecke! Ich hingegen verfiel NICHT in mein altes „verschrecktes Kaninchen Muster“ sondern parierte ihn durch zum Schritt und wir machten weiter unsere angedachten Aufgaben. Seine Eigeninitiative hatte ich quasi im Keim erstickt, ich fühlte mich großartig! Das Antraben hoben wir uns für die Kurseinheiten auf, wo es dann auch völlig unspektakulär und „ohne wenn und aber“ funktionierte. Das Krönungserlebnis dieses Kursus-mit Glückstränen vor Freude, Erleichterung und Stolz - war allerdings mein auf den Punkt angesprungener Galopp auf jeder Hand auf dem Zirkel!
Das Gefühl war einfach unbeschreiblich…..
Wie lange hatte ich diesen Moment herbeigesehnt und fast nicht mehr daran geglaubt, dass ich mich überwinden und trauen würde AKTIV zu Galoppieren!
„Horse Life in Balance“
Mit Annaz erfüllte sich für mich seit unserem Umzug zu Lilli ein lange gehegter Traum! Reiten, Reiten, Reiten…….
Endlich Ausreiten mit ihm, endlich kontinuierliche Arbeit in der Bahn um in der „Akademischen Reitweise“ kleine Fortschritte zu erzielen. Für uns ist es eine wundersame Fügung gleich zwei Reitlehrerinnen als Unterstützung bei der Umsetzung unserer Ziele zu haben.
Weiterhin machen wir Online-Unterricht mit Susanne, gleichzeitig kann ich vor Ort von Lillis Unterricht profitieren. Beide Lehrerinnen ergänzen sich wunderbar und fördern uns mit einfühlsamen und kreativem Unterricht. Die wirklich kleine Reitbahn bei Lilli erweist sich für mich als große Hilfe, schaffe ich es doch erstmals, mich mit Annaz auseinanderzusetzen und nicht immer wie ein „verschrecktes Kaninchen“ auf ihm zu hocken, wenn er mal wieder meint, SEIN DING machen zu müssen. Der Platz, der ihm zur Umsetzung seiner Ideen zur Verfügung steht, ist dermaßen begrenzt, dass ich mich einfach TRAUE ihm zu sagen, wer eigentlich das Sagen hat. So hat die kleine Reitbahn bei mir GROSSE Dinge bewirkt. Nicht nur, dass ich mächtig stolz darauf bin, sondern ich genieße auch dieses tolle Gefühl, mein Pferd endlich zu REITEN. Mittlerweile habe ich sogar meine ersten Galopprunden in der Bahn mit Annaz „hinter mich gebracht“, anders kann man das noch nicht nennen. Er ist noch sehr unausbalanciert, läuft noch auf der Vorhand und eher bergab denn gesprungen bergauf. Mein Sitz ist noch unsicher, da seine Tragkraft mich noch nicht richtig mitnimmt. Aber auch in diesem Punkt - und der noch nie gerittene Galopp in der Bahn war für mich bisher ein reines Schreckgespenst -, haben wir schon kleine Fortschritte erzielt.
Rückblickend auf die letzten Monate muss ich sagen, dass ich reiterlich so viel an Zugewinn erlebt habe, dass mir manchmal „fast schwindelig“ wird. Erste Ausritte mit Lilli als Coach und der herrliche Wald mit überaus steilen Strecken raubten Annaz im wahrsten Sinne zunächst die Puste und für „schräge Ideen“ fehlte die Kraft. Aber langsam und kontinuierlich baute er Kondition und Muskeln auf und entwickelte sich zu einem „schreckarmen“, verlässlichen Geländepferd. Diese Entwicklung gipfelte darin, dass ich bei schönstem Spätsommerwetter im September und in Ermangelung einer Mitreiterin meinen ersten Alleinritt mit ihm in den Wald wagte. Ich hatte ziemlich viel Herzklopfen und Annaz musste tüchtig bergauf traben und sogar galoppieren, um MICH zu beruhigen. Er meisterte das bravourös, ich wurde immer ruhiger und sicherer und wir wiederholten diese „Alleingänge“ mit zunehmender Begeisterung.
Die anfängliche Aufgeregtheit meinerseits tritt immer mehr in den Hintergrund und weicht einem Anflug von Genuss. Eine „coole Selbstverständlichkeit“ ist es noch lange nicht für uns, aber was macht das schon…..
Insgesamt kann ich beobachten, dass sich Annaz enorm positiv verändert hat. Seine große Schreckhaftigkeit mit ausgeprägtem Fluchtreflex ist einer gewissen inneren Stabilität gewichen. Er ist und bleibt aber in vielen Dingen ein „Duales Pferd“, mit einer Spanne von STUR bis HYPERREAKTION! Viel hat sich zum Positiven verändert, dennoch bleibt der Wunsch nach einem sensibler reagierenden Pferd, welches sich nicht immer mehrmals bitten lässt. Hier ist zu beobachten, dass Bahnarbeit nicht gerade seine Lieblingsbaustelle ist, und die Herausforderung ist groß ihm auch hier eine Bereitschaft zur Mitarbeit „schmackhaft“ zu machen. Es gibt also noch RICHTIG VIEL zu tun, und ich gehe es mit großer Begeisterung an!
August 2023
Der Zustand der Hufe von Annaz war in diesem Frühjahr ein zwingender Grund für die Suche nach einer neuen Unterbringung für die Pferde. Es gab aber auch noch einen weiteren, für mich ebenso wichtigen Grund.
Als wir im letzten Frühjahr die Haltergemeinschaft in Malsch und damit auch Susanne Mergili als Reitlehrerin vor Ort verloren, war unser gemeinsamer reiterlicher Weg gerade erst wieder „so in Gang“ gekommen und ich war sehr unsicher, ob der Große und ich schon so weit waren, unseren Weg ohne dauerhafte regelmäßige Hilfestellung hinzubekommen.
Tatsächlich bewerkstelligten wir nach Beseitigung einiger technischer Hindernisse die Durchführung von Online Reitunterricht mit Susanne in der wunderschönen Reitbahn am Hof. Es machte unglaublich Spaß und war für mich und Annaz eine große Hilfe. Allein die Häufigkeit der Unterrichtsstunden blieb ein kleines Problem, da immer optimale äußere Bedingungen herrschen mussten: Kein Regen, nicht zu viel Wind, kein gefrorener Boden, nicht zu viele Mitreiter!
Vielleicht hätte ich langfristig jemanden gefunden, der mir vor Ort bei der weiteren Ausbildung behilflich gewesen wäre, aber die Trainer in diesem Bereich haben ihre Einzugsgebiete eher in den Ballungszentren und nicht „im Herzen“ des Odenwaldes!
Ganz klar sah ich für mich das Problem mit Annaz: ohne regelmäßigen Unterricht würden wir uns nicht weiter entwickeln und immer wieder in unseren gemeinsamen Ängsten „gefangen“ bleiben!
Da erschien Lilli Bläsius „Klassische Reitkunst aus Liebe zum Pferd“ wie ein Rettungsanker!
Mittlerweile haben wir schon innerhalb der ersten zwei Wochen nach unserem Umzug drei wunderbare Ausritte mit Lilli als Coach unternommen. Steile Wege zum Wald hoch und viele Möglichkeiten lange Strecken zu traben, verblüffen und fordern Annaz und helfen mir Sicherheit und Selbstvertrauen zu stärken! Was für eine Entwicklung tut sich da auf für uns Beide! Von Herzen Dank an Lilli für deine Bereitschaft uns zu fördern und zu fordern im Gelände und in der Reitbahn!
Juni 2023 - in Oberzent
Bei Adelsheim
Annaz hatte nach der gemeinsamen Reise mit Motte zum neuen Stall ein ganz besonders enges Verhältnis zu ihr entwickelt. Von Natur aus eher besonnen und ruhig im Verhalten, konnte er sich jetzt richtig erregen und gehörig seinen Unmut äußern, wenn ich Motte zum Putzen, Füttern und für Spaziergänge alleine abholte. Da lernte ich eine ganz neue Seite seines Wesens kennen, die mich aber auch zutiefst berührte. Dennoch wollte ich die beiden immer wieder für kurze Zeit trennen, damit sie sich der neuen Situation stellen mussten und auch anderweitig Kontakte knüpften. Das klappte dann wider Erwarten doch recht schnell und Annaz fand sogar einen Isi-Wallach mit dem er tüchtig toben konnte.
Das Automatentraining gestaltete sich bei ihm eher unspektakulär. Ich vermutete schon immer ein gewisses „technisches Interesse“ bei ihm und richtig: rein und raus und fressen war für ihn nicht das Problem. Aber seine geringe Körperwahrnehmung, die wir auch schon in anderen Situationen beobachtet hatten, zeigte sich auf den Laufwegen im Trail. Nicht unbedingt geschickt auf seinen vier Hufen, war er oft mit Ausrutschen und Abfangen auf den steinigen oder glatten Untergründen beschäftigt. Eine osteopathische Behandlung bestätigte dann auch viele Blockaden in der Wirbelsäule.
Reiterlich bedeutete der Umzug für mich wieder einen großen Einschnitt. Ohne meine „zwei mal Susanne“ fühlte ich mich ganz schön verloren und mutlos! Das 9 € Ticket half mir dann wieder "in den Sattel“. Beide Susannes besuchten uns, wir machten eine wunderbare Longen-Einheit und als Bonbon ritt ich seit einer gefühlten Ewigkeit wieder einmal frei einfache Lektionen im Schritt mit anschließendem kurzen Schrittausritt in Begleitung von „zwei mal Susanne“. Ein Meilenstein für mich und meine „permanent insistierenden Bedenken“ im Kopf!
Unser Plan: Fern-Unterricht per Zoom mit gelegentlichen Einheiten vor Ort!
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Annaz „Der Philosophierende Bedenkenträger“
Februar 2022
Was Motte ganz pragmatisch zur Kenntnis nimmt und dann keine Zeit verschwendet mit „langwierigen Bedenken“, kann Annaz für sich überhaupt nicht umsetzen.
Er ist immer noch eher schwankend und verfügt über ein großes Sicherheitsbedürfnis. Kleinste Veränderungen in seiner Umgebung und sich „bewegende Teile“ führen bei ihm zu großem Unbehagen und Irritationen. Manchmal „schottet“ er sich deshalb mental quasi ab und macht „die Tür zu mir“ zu!
So geriet ich wieder mal in große Zweifel, ob wir Beiden jemals ein „gemeinsam agierendes Team“ werden können, und meine Unsicherheit und auch Enttäuschung wuchsen.
Im Frühsommer hatte ich dann die „zündende Idee“ und fragte eine liebe Bekannte, die unsere Haltergemeinschaft schon lange begleitet und einige von uns bei der Ausbildung der Pferde unterstützt um Mithilfe. Freudig sagte sie zu, und wir haben jetzt eine wunderbare „Dreierlösung“ für Annaz gefunden. Einmal die Woche machen Susanne S. und ich gemeinsam bei Susanne M. Unterricht. Susanne S. fraglos ohne „Altlasten“ Annaz gegenüber und deswegen unvoreingenommen und mit weniger Unsicherheit und Ängsten als ich.
Es scheint ein sehr guter Ansatz zu sein. Wir arbeiten überwiegend am Boden mit dem vorrangigsten Ziel, Annaz ein Sicherheitsgefühl zu geben und ihm damit auch ein stärkeres Vertrauen in uns und unsere Ideen und Vorgehensweise zu vermitteln. Abwechselnd unterrichten wir uns gegenseitig unter der einfühlsamen, fachkundigen Anleitung von Susanne M. Wie wunderbar die Entwicklung zu beobachten!
Annaz kriecht immer häufiger aus seinem „Schneckenhäuschen“, wird offener im Blick und auch in seinen Bewegungen. Susanne S. steigt im Unterricht auch schon gelegentlich in den Sattel und tastet sich langsam wieder an „Annaz als Reitpferd“ heran. Immer sind wir bedacht, die weiteren Ausbildungsschritte so sorgsam durchzuführen, dass er sich sicher und wohl fühlt.
An dieser Stelle, liebe Susanne Mergili, ein „Riesendankeschön“ für Deinen unerschütterlichen Glauben an Annaz und mich, Deine schier endlose Geduld und Deinen Ideenreichtum für das Arbeiten mit gerade DIESEM Pferd!
Dir, liebe Susanne S., danke ich sehr herzlich für deine wertvolle Unterstützung! Für deine bewundernswerte Ruhe, Dein Mutmachen, immer wieder auch Deinen Mut und Deine Freude an unserer gemeinsamen Arbeit mit Annaz.
Ohne euch wäre Annaz wahrscheinlich nicht mehr MEIN Pferd ...
Annaz - Umgezogen, aber noch nicht angekommen….
April 2021 Der „Große“ tut sich sehr schwer mit den vielen neuen Eindrücken, die ihn am und um den neuen Hof herum „überfallen“. Oft steht und staunt er minutenlang bei unseren gemeinsamen Spaziergängen und versucht zu verarbeiten. Er ist noch voller Spannung und Unsicherheit, was sich leider auf mich überträgt. Ich bin darüber bekümmert und habe das Gefühl, wir sind doch nochmal zurück auf „Los“ geworfen worden. Meine persönlichen Erwartungen werden wieder mal korrigiert und angepasst.
Mit Susannes Unterstützung fokussieren wir uns in nächster Zeit nur auf die Akademische Bodenarbeit, um Sicherheit und Bindungsaufbau zu stärken und ihm dadurch zu helfen. Der „Braune Freund“ gibt Tempo und Lernschritte vor und er schenkt mir zum wiederholten Mal sein Vertrauen, dass wir einen guten und wichtigen Weg mit ihm gehen.
Das macht mir Mut und Hoffnung!
Ab April 2019 hieß es für Annaz und mich nach unserem zweiten Kursus mit Hanna Engström endlich: „Leinen los“!
Nach vielen intensiven und sehr lehrreichen Unterrichtsstunden bei Susanne, die sich äußerst einfühlsam und unendlich geduldig mit meinen Ängsten und der Unsicherheit von Annaz auseinandersetzte, fehlte nur noch der letzte kleine „Anstoß“ um die Longe „auszuklinken“.
Diesen Part übernahm Hanna unbekümmert und gänzlich optimistisch. Danach war für mich klar: jetzt auch mit dem „Wüstenprinz“ REITEND in den „Zauberwald“ einzutauchen ist Wunsch und Ziel!
Zunächst waren wir mit Susanne und Ufi unterwegs, als „moralische Unterstützung“ und falls notwendig als „Bremsklotz“. Danke Euch Beiden dafür, es war unendlich hilfreich!
Dann schon erste kurze Ausritte alleine und nur mit Fidelio als „kleinem Begleiter“ ließen mein Herz wahrlich schneller schlagen. Parallel dazu arbeiten wir weiter „akademisch“ nach Branderup und freuen uns über stetige Entwicklung in dieser wunderbaren Reitweise.
Für Annaz bedeutete der Stallwechsel auch noch einmal ein großes Umdenken in seiner Laufbahn als Reitpferd. Wir gingen zwar nicht über "Los", aber doch fast bis zurück auf "Start". Bisher war unser Weg ein eher holperiger gewesen. Für mich oft sehr frustrierend und immer wieder von Zweifeln geprägt, ob er wohl DAS Pferd für mich ist und ob ich ihn wohl je würde selbständig reiten können. Für ihn war die ganze bisherige Ausbildung von grosser Unsicherheit begleitet: was genau will man eigentlich von mir? Und wie bekomme ich das mit meinem "schwankenden Körpergefüge" hin?
Annaz war immer bestrebt zu gefallen, doch ich habe zu wenig bemerkt, wie unausbalanciert und unsicher er noch mit seinem eigenen Körper umzugehen verstand, und wie wenig passend meine bisherigen Ansprüche an diesen Umstand waren.
Und auch hier erweist sich der neue Hof als Glücksgriff. Mit Susanne Mergili habe ich eine Reitlehrerin der Akademischen Reitweise nach Bent Branderup gefunden, die für Annaz und mich maßgeschneidert zu sein scheint! Mit großem Einfühlungsvermögen und unendlicher Geduld unterrichtet sie uns intensiv, fördernd und fordernd gleichermassen. Und ich lerne unter ihrer Anleitung meinen großen "Wüstenprinz" als (meistens) motiviertes und durchaus begabtes, sensibles Pferd kennen, welches noch auf dem Wege ist, mit sich und seinem Körper eins zu werden. Das Reiten wird mittlerweile zum lange vermissten Vergnügen, zu einer ganz spannenden Herausforderung mit kleinen Highlights auf einem - so zeichnet es sich ab - sehr, sehr langen Weg.
Trocken war es in diesem Jahr, und so schön staubig....
Im Frühsommer 2019 hatten Motte und Annaz ihr erstes wunderbares Jahr auf dem Hagbruch Hof verbracht und einmal alle Jahreszeiten erlebt. Motte durchwanderte mit vielen fröhlichen Reitkindern den „Zauberwald“ und zeigte ihn den kleinen Reiterinnen in seiner gesamten wunderschönen Vielfalt.
Das erste zarte Grün im Frühjahr begeisterte ebenso wie die satten Farben des Sommers und die kräftigen Rot- und Goldtöne des Herbstes. Auch wettermäßig trotzten wir gemeinsam allen Möglichkeiten, die sich uns boten: von stürmisch-feucht bis sonnig und wohlig wärmend bis hin zu Zeiten von flirrender Hitze, in denen selbst das dichte Laubdach keine wirkliche Abkühlung bot.
Zum 1. Juli 2018 sind Motte und Annaz nach Ettlingen-Bruchhausen auf den Pferdehof Hagbruch umgezogen. Im Laufe des Frühsommers war immer deutlicher geworden, dass Motte in der Paddock-Trail Anlage nicht mehr gut zurecht kam. Viel Dynamik in der Herde durch Neuzugänge und unausgelastete "Jungspunde" machten ihr im wahrsten Sinn des Wortes häufig "Beine". Das zwang sie zu mehr abrupter und ungewollter Bewegung als ihre "alten Knochen und Gelenke" es verkraften konnten. Gleichzeitig gab es einfach zu wenig Möglichkeiten für sie, wo sie ungestört und in ihrem Tempo umherwandern konnte oder sich hinlegen und ausruhen konnte.
Annaz hatte sich schon nach wenigen Tagen in einer altersgemischten Wallachherde recht gut akklimatisiert und genoss mit fröhlichen Galoppaden einen riesigen Paddock, genügend Futterstellen und vor allem die Wasserbottiche, an denen er mit Wonne minutenlang von einem zum anderen wechselte, genussvoll große Mengen Wasser aufnahm oder es auch nur einfach "gut umrührte".
Für mich war diese Bild eines der schönsten dieses sehr heissen Sommers: kein Anstehen an einer Selbsttränke, die einfach keine ausreichende Menge Wasser zum Durstlöschen für die Pferde lieferte!
Motte hingegen machte uns zunächst ein wenig Sorgen. Die Erfahrungen (mit Stürzen) in der alten Herde hatten dazu geführt, dass sie überaus ängstlich, fast panisch auf die anderen Pferde reagierte, in deren Herde wir sie gerne eingliedern wollten. So gaben wir ihr viel Zeit auf einer "eigenen Weide", während sich unsere neue Stall-Chefin viele Gedanken machte, in welcher Gruppe Motte sich vielleicht wohlfühlen würde. Und nach ein paar Wochen fand Motte ihr neues Zuhause bei drei älteren Wallachen, deren Annäherung und Nähe sie nicht beängstigend fand. Dort respektiert man ihr Alter und ihr Ruhebedürfniss. Gleichzeitig bietet der grosse Paddock ausreichend Platz für sie sich zurückzuziehen und auszuweichen, wenn die drei "alten Herren" ihre Tobephase einlegen. Diese Entwicklung hat uns nach anfänglichem Bangen sehr glücklich gemacht.
Die zunächst beobachteten Stressreaktionen bei Motte wichen einer Ausgeglichenheit, die auch von einer raschen und deutlichen Gewichtszunahme begleitet wurde. Da sie noch nie zu "Pummeligkeit" neigte, konnten wir uns darüber uneingeschränkt freuen. Durch die gute Tabletteneinstellung machte ihr das Cushing-Syndrom auch deutlich weniger Probleme als im letzten Jahr. Sie konnte sich ein "passables Sommerfell" zulegen und hatte trotz der enormen Temperaturen keine Kreislaufprobleme.
Auch Annaz zeigte nach unserem Umzug schon nach kurzer Zeit in seinem Verhalten eine überaus positive Veränderung. Bisher hatte er gelegentlich unverhoffte "Schreckausbrüche" bei vermeintlichen Lappalien gezeigt. Er stand gewissermassen "ständig unter Strom", scheinbar ohne erkennbaren Grund. Nach kurzer Zeit in neuer Umgebung entspannte er zusehends, betrachtete interessiert Dinge in seiner Umgebung, denen er bisher mit deutlichem Fluchtreflex begegnet war!
Wasser wurde nicht nur als lebenswichtige Resource zu seinem Element. Selbst der bisher für ihn kaum zu ertragenden Berührung mit dem feuchten Element konnte er nach sehr kurzer Zeit etwas abgewinnen. Binnen einer Woche konnte ich ihn - anfänglich mit Unterstützung - komplett mit dem Wasserschlauch abspritzen und erfrischen! Vorher hatte er auf wenige Wasserspritzer schon mit unverhohlener Panik reagiert und die Flucht ergriffen!